Ursula Amrein

Ursula Amrein ist Professorin für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Zürich. Ausgewählte Publikationen: »Los von Berlin!« Die Literatur- und Theaterpolitik der Schweiz und das »Dritte Reich« (2004), Phantasma Moderne. Die literarische Schweiz 1880 bis 1950 (2007), Das Authentische. Referenzen und Repräsentationen (2009), Lyriktheorien der Nachkriegsmoderne. Adorno, Benn, Celan (2013), irritation |theater. Max Frisch und das Schauspielhaus Zürich (2013).

Humanistischer Realismus: Kurt Hirschfeld und das ›andere‹ Deutschland im Schweizer Exil

1933 ans Schauspielhaus Zürich verpflichtet, hat Kurt Hirschfeld das Profil der Pfauenbühne in der Geschichte und Nachgeschichte des »Dritten Reichs« maßgeblich geprägt. Als Dramaturg, Regisseur und späterer Direktor widersetzte er sich künstlerisch und intellektuell einem Regime, das die Grundwerte der Zivilisation ausradierte. »Es galt, das Bild des Menschen in seiner ganzen Mannigfaltigkeit zu wahren und zu zeigen und damit eine Position gegen die zerstörenden Mächte des Faschismus zu schaffen«, so umriss Hirschfeld 1945 die Haltung des Schauspielhauses in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und leitete daraus zugleich die Grundlinien einer künftigen Spielpraxis ab. »Humanistischer Realismus« lautete die Formel für diese Praxis. Der Vortrag beleuchtet an ausgewählten Beispielen Hirschfelds Wirken in Zürich, diskutiert dieses im kulturpolitischen Kontext der geistigen Landesverteidigung und rekonstruiert damit auch ein wichtiges Kapitel in der Geschichte des Schauspielhauses.

Panel – Kurt Hirschfeld im Schweizer Exil: Die 1930er und 1940er Jahre in Zürich –